Dieses Jahr liegt unglaublich viel Schnee in den Dolomiten. Ende May könnte man noch super Skitouren gehen. Habe aber Lust auf ein bisschen Kletterei und will die Via Ferrata Tomaselli [geo_mashup_show_on_map_link“ display=“basic_thumbnail“ show_slideshow_link=“0″ size=“120″ padding=“8″] in Angriff nehmen. Da süd-westlich ausgericht, rechne ich nicht mit all zu viel Schnee, bereite mich totz dem auf eine Winterbegehung vor.
Via Ferrata Tomaselli
Vom Falzaregopass geht es die Skipiste hinauf, über die Forcella Travenazes zur Gran Forcela. Auf der Westseite der Scharte steht die leere Biwakschachtel „Della Chiea“. Dort, so habe ich vor, will ich Biwakieren. Allerdings ist der Weg bis zur Biwakschachtel schon beindruckend – und anstrengend. Es liegt noch so viel Schnee, dass vom Weg oder von Wegweisern nichts zu sehen ist. Ich war vor ein paar Jahren schon mal hier, bei einer Alta Badia Durchwanderung, und kann mich grob orientieren. Teilweise versinke ich bis zur Hüfte im Schnee. An manchen Stellen ist die Schneedecke vom Schmelzwasser unterhölt und aufgeweicht. Manch mal schaut tatsächlich nur noch der Kopf raus. Wünschte jemand könnte das fotografieren ;-). Ich muß dann regelrecht Stufen in meine Einbruchstelle treten und die Stöcke quer auf den Schnee legen um wieder raus zu kommen. Die Gamaschen habe ich leider vergessen. Schon nach wenigen Metern sind die Schuhe komplett durchnässt und die Füße werden recht kalt.
An der Stelle, an der ich die Biwakschachtel vermute, ist … eine sehr große Schneewächte. Nach einigem Suchen entdecke ich ein kleines stückchen vom Dach der Huette. In die Hütte kommt keiner rein, hier kann ich nicht übernachten. Der kleine Tunnel den ich zuvor gehsehen habe scheint mir gut geeignet für die Nacht, vo allem da Gewitter aufzieht und auch schon ein paar Regentropfen runter kommen. Leider hat der Wind stark aufgefrischt, regelrecht stürmisch ist es. Jetzt, da der Puls etwas runter kommt, wird mir auch recht kühl.
Biwak

Biwak

Ich schaue mir noch mal den Einstieg zum Klettersteig an. Erst eine Querung über ein steiles Schneefeld, dann noch zwei drei Meter ein sehr steiles Kar bis zum ersten Anseilpunkt. Um dort hin zu kommen brauche ich wohl die Steigeisen. Danach sieht der restliche Teil Schnee- und Eisfrei aus. Zurück in „meinem“ Tunnel bereite ich mich auf die Nacht vor. Zum Abendessen reichen ein paar Müsliriegel.
Der starke Wind hat die ganze Nacht nicht nachgelassen. Um 05:00 mach ich mich fertig für den Klettersteig. Gurt, Karabiner, Helm. Steigeisen bis zum Einstiegspunkt. Die Schuhe sind noch Nass vom Zustieg und sau kalt. Um 05:30 bin ich in der Querung zum Einstieg. Etwas gruselig, denn das Schneefeld bricht über eine Kante, danach einige hundert Meter freier Fall. Also konzentriert gehen, den Schnee und mögliche Risiken abschätzen, den Pickel parat um im Falle des Abrutschens bremsen zu können. Nach 15 Minuten dann am Einstieg, der Karabiner rastet ein und die erste Hürde ist genommen. Von hier geht es auch schon in senkrechtem Fels los. Nicht umsonst gilt der Tomaselli als einer der schwierigen Steige in den Dolomiten. Unter den alten Holzleitern des ersten Weltkrieges querung nach links, dann hinauf zu einer kleinen Scharte.
zu gefährlich

Notaus

Nur ca. 5-8 Höhenmeter, aber das Sicherungsseil liegt leider unter Schnee. Keine Sicherungsmöglichkeiten. Der Schnee schein griffig und stabil. Ich ziehe die Steigeisen wieder an und wage den Anstieg. Die Zacken der Steigeisen greifen gut, der Pickel vermittelt Sicherheit. Am Ausstieg der Scharte stehe ich auf einer Wächte. Am vortag habe ich noch gemeint der Klettersteig hat kaum Schnee und Eis. Eine Fehleinschätzung. Von hier müsste ich weiter nach links queren. Aber auch hier ein steiles, großes Schneefeld daß über eine Steilkante abbricht. Rechts hinauf über den Rücken der Wächte zum Platteau. Von dort geht der Notabstieg hinten hinunter, erinnere ich mich. Also erst mal dort hin und den Weiterweg aus einer anderen Perspektive betrachten.
Der Wind hat seine Stärke beibehalten und bläst kühl über die Felsen. Ich schaue hinüber, wo ich den Weiterweg vermute. Leider sind die Seile und jegliche Wegmarkierung unter einer dicken Schneedecke vergraben. Das queren des Schneefeldes ohne Sicherung scheint mir alleine doch zu riskant. Mit Seil und einem Kletterpartner wäre es kein Problem, alleine jedoch ein zu großes Wagnis. Ich entschließe mich über den Notausstieg, eine steile Scharte, abzusteigen.
Noch ein paar Minuten genieße ich das fantastische Panorama der Domlomiten. Der Sellastock zum greifen Nahe. Trauig schaue ich den Tomaselli hinauf. Ich werde in ein paar Wochen wieder kommen, dass ist klar.
Tomaselli Notausstieg

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Ausgangspunkt:

  • Ausgangspunkt dieser Tour ist die Bergstation der Seilbahn auf den kleinen Lagazuoi (2752m), am Falzaregopass (2105m)
  • Zeitaufwand (Sommer): Gesamtzeit: ca. 5 – 6:00h

  • Falzaregopass – Bivacco 1:45h (ca. 600hm)
  • Bivacco – Südliche Fanesspitze 1:30h (ca. 330hm)
  • Südliche Fanesspitze – Fanissattel 1:00h
  • Fanissattel – Falzaregopass 1:30h
  • Links:

  • dolomiti.org – Topo der Tour
  • Klettersteig.de
  • via-ferrata.de
  • Von Fu Bar