April 2009, ein traumhafter, sonniger Föhntag wird es heute werden. Um 05:00 in der Früh aufgestanden um nach St. Anton am Arlberg zu fahren. Im Radio läuft Peter Fox „Schwarz-zu-Blau“ als der Mond hinter der Zugspitze verschwindet und im Osten die Sonne über den Horizonnt steigt und die ersten Gipfle rosa angestrahlt werden. Heute will ich den Arlberg Winterklettersteig in Angriff nehmen.
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Für 19 Euro erkaufe ich mir einen leichten Anstieg mit der Rendelbahn. Die erste Gondel fährt um 08:45. Im Schatten ist es noch richtig frisch, von den versprochenen 20°C ist noch nichts zu spüren. Der Obere Teil mit den Riffelsee Sesselliften ist arschklat. Erst oben, am Einstieg zum Klettersteig, wärmt die Sonne. Der frische Wind kämpft gegen die Wärme der Sonne, so daß ich Handschuhe und Mütze anlassen muß. Der Blick auf den Grat und den Klettersteig lassen eine eher leichte Tour erwarten. Allerdings ist Eile geboten um noch vor dem Mittag wieder im Tal zu sein. Denn mit der steigenden Sonne und der warmen Luft wird sich der Schnee aufweichen und die Lawinengefahr wird sich zum Nachmittag hin dramatisch erhöhen.
Klettergurt und Klettersteigset anziehen, auf die Steigeisen verzichte ich um etwas schneller voran zu kommen, die Ski an den Rucksack und los geht’s. Heute steige ich als erster in den Klettersteig. Der Schnee ist steinhart gefroren, bietet guten halt. Mit gutem Tempo steige ich los. Die Tritte, Griffe und das Seil bieten guten Halt, ich klicke micht nicht mal ins Seil, so sicher fühlt sich der Steig an. Ein paar mal muß man die Seite des Seils wechseln, was mit den Skiern am Rucksack etwas koordination und vorraussicht erfordert. Die langen Sier bleiben am Seil hängen, können einen durchaus aus dem Gleichgewicht bringen. Also vorsichtig. An einigen haarigen Stellen ist der Fels von einer dünnen Eisschicht überzogen. Genaues treten und ein guter Blick sind gefragt. Nach knapp einer Stunden bin ich schon am Ende des Klettersteigs.
Ein traumhafter Blick auf die umliegenden Berge und Täler bietet sich, aber es ist jetzt erst 10:00 und ich habe noch gar nicht richtig „gearbeitet“. Das Tourenbuch oder eine Karte habe ich leider nicht dabei. Auf welchen Gipfel kann ich von hier? Genauer schau ich in die umliegenden Täler. Eine Aufstiegsspur, und ein paar Tourengeher etwas unter mir. Wenn ich mit wenig Höhenverlust ein paar Hänge quere, müsste ich eigentlich die Aufstiegsspur kreuzen und kann dann der Gruppe nachsteigen, denke ich mir. Wo die Tour hingeht kann ich nicht erhahnen, die Spuren verschwinden hinter einem massiven Felsen. Was soll’s. Skier anschnallen und dem „Plan“ folgen. Auf weiten Hängen quere ich zur Aufstiegsspur. Die drei Leute der Gruppe sehe ich jetzt ein paar hundert Meter weiter oben auf einer Kuppe, kann jetzt auch das Ziel ausmachen. Eine Gipfel mit Gipfelkreuz. Da muß ich mindestens hin, um zu erfahren wie der Berg den genannt wird. Zurückblickend sehe ich noch ein paar weitere Tourengeher, also bin ich noch nicht zu spät am Tag. Schnell die Felle aufgezogen, Klettergurt in den Rucksack. Als ich die Kuppe erreiche an der ich die drei vor mit gesehen hatte, habe ich Einblick in der Gipfelhang. Überraschung, Schock. 5, 10, 20 oder mehr Tourengeher arbeiten sich dort nach oben. Da haben ich wohl eine sehr beliebte Tour erwischt. Wie ich später erfahre sind die meisten Gruppen geführte Touren, die dann in ein anderes Tal abfahren und dort mit einem Taxi abgeholt werden, quasi eine kleine Rundtour machen. So bin ich fast der einzige der den Aufstiegsspuren folgend zurück nach Anton ins Tal abfahren werde. Aber erst noch den Grat zum Gipfel aufsteigen, ich bin neugierig wie der heißen wird. Kreuzjoch, 2919m Hoch. Lange bleibe ich nicht hier oben, der eisige Wind lädt nicht zum verweilen ein.
Die Abfahr ist ein Traum, episch. Auf weiten Hängen bei leicht aufgefirntem Schnee ziehe ich weite, schnelle Bögen – new School – und vernichte die mühsam erarbeiteten Höhenmeter. Im Rausch komme ich leider etwas zu weit links und halte vor einer 20m Klippe. Hier gibt’s leider kein Weiterkommen. 50 Höhnemeter wieder aufwärts, dann noch weiter links, durch ein kleine Rinne hinab errreiche ich ein weites, ca. 300 Höhmenweter hohes, aber 35° steiles Schneefeld, daß wieder in Richtung der Aufstiegsspuren führt. Rechst begerenzt von einem Steilabbruch und links durch den Berg. Keine Abfahrtsspuren hier, ein Traum. „Old school“ in kurzen Schwüngen, beobachtet von einer Gruppe auf der anderen Talseite, hinab. Der Hang ist reine Nordseite, der Schnee trocken, fast Pulver. Nicht zu weit an den Steilabbruch rechts. Bei jedem Schwung eine kleine Schneewolke, ein grinsen im Gesicht beim Gedanken an die Beobachter und deren Neid. Die Schenkel schmerzen und der Rucksack drückt recht schwer auf die Schultern als ich am Fuß der Hanges ankomme. Der Tag hat sich mächtig gelohnt!
Von hier geht’s auf dem Zieher hinab nach St. Anton. Um 12:45 bin ich wieder am Auto, packe ein, ziehe mir ein Polo und Jeans an. Im Dorf genieße ich bei 18°C ein Eis und lasse mich von der Sonne wärmen. Bemitleide die Touristen die von diese herrlichen Berge nur von unten sehen werden.
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