doingx.comEndlich wird’s wieder etwas wärmer und die Tage werden länger. Macht Lust auf Italien, Sonne, Pizza und DolceVita. Vielleicht eine Skitour. Am besten mit dem Motorrad kurz über die Alpen huschen. Skitour geht dann nicht, aber die Schneeschuhe passen schon (die hatte ich mir kurz entschlossen gebraucht gekauft). Also Wetterbericht checken, Lawinenlage, Erreichbarkeit. Die Wahl fällt auf die Zufallspitze (3757m), ein Gipfel der südlichen Ortlergruppe. Schon vor ein paar Jahren ist ein Versuch wegen Sturm gerscheitert, steht also noch als Ziel.
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Zusammenfassung:

Motorrad Details

BMW R1200S
Brenner- , Jaufen- Ofen-, Fernpass
Distanz
673.24
km
Anstieg
9220
Meter
Maximum Höhe
2141
Meter

 

Tour Details

Tubbs AlpsFelx
Zufallspitze 2757m
Distanz
14
km
Anstieg
1400
Meter
Venziaspitze 3385mm
Distanz
8,5
km
Anstieg
750
Meter



Das Moped ist gepackt. Um 09:00 geht’s los. München-Kochelsee-Mittenwald-Innsbruck-Brenner-Sterzing. Dann über den Jaufenpass (Passo di Monte Giovo, 2094m) nach Meran. In Sterzing ist es schön warm. Die schmale Straße zum Jaufenpass schlängelt sich durch den Wald. Die Luft wird kühler. Über der Baumgrenze dann Schnee so weit das Auge reicht. Die Straße ist hier regelrecht durch den Schnee gefräst worden. Über die meterhohen Schneewänden sehe ich kaum hinaus, fast wie in einem Tunnel aus Eis fahre ich weiter. Vorsichtig. Splitt wurde vom Schmelzwasser auf die Straße gepült. Im Schatten gefrorenes Wasser. Langsam zwierbel ich mich hoch zum Pass. Sonnenschein, blauer Himmel und der grandiose Blicke auf die Ötztaler, Tuxer und Sarntaler Alpen. Ausblicke auf die Jaufenspitz (2483 m), Saxner (2359 m), Die hohe Wilde (3480 m). Pause. Dann runter nach San Leonard und weiter nach Meran. Vom dort rechts weg das Vinschgau hinauf bis zum Martell-Tal. Von Goldrain über Morter über eine schmale, kurvige Straße hinauf zum Ende des Martelltales (ca. 2050m), angekommen am Parkplatz nach dem Gasthaus Enzian.
Ich kann’s kaum abwarten. Der Hintern tut weh von den 6 h Motorrad fahren und die Beine wollen bewegt werden. Also, Mopedklamotten in die Bikekoffer und die Skitourensachen anziehen, Rucksack und Schneeschuhe zusammenpacken. In der Sonne ist es angenehm warm. Auf der Martell-Huette (2610m) habe ich für die Nacht ein Bett gebucht. Knapp 600 Höhenmeter vom Parkplatz. Easy. Im Schatten wird der Schnee schon hart und eisig. Einfaches gehen. Nach der Zufallhütte (2.264m, Rifugio Nino Corsi) eine kleine Rampe hinauf. Das Plateau vor dem Anstieg zur Martellhuette liegt noch voll in der Sonne und ich sinke trotz der Schneeschuhe teils Hüfttief ein. Geschafft. Angekommen. Sogar eine warme Dusche gibt es. Wenig los. Ich teile das Lager mit zwei weiteren Kollegen. Ein super Abendessen wird serviert – Suppe, Salat, Braten mit Knödel und einem Kuchen zum Nachtisch. Noch ein paar Zeilen lesen und ich lasse den Tag Tag sein.
Um 07:00 Frühstück. Eigentlich bin ich ja noch satt von gestern. Egal. Zwei Semmeln müssen rein. Es liegt ein 6-7 Stunden Tour mit über 1200 Höhenmetern vor mir. Ziel ist für heute die Zufallspitze (2757m). Meine erste Schneeschuhtour. Bin gespannt wie das wird. Um 07:45 bin ich dann abmarschfertig, als letzter der Huetter. Die meisten sind schon vor 07:00 los gegangen – und der Blick auf den Berg sagt mir warum. 3,4,5 oder mehr Gruppen sind schon auf dem Weg. Das wird voll werden auf dem Berg. Kurze Zeit später habe ich eine der Gruppe aufgeholt. Mir wird etwas mulmig als ich die Ausrüstung sehe. Pickel, Steigeisen, Klettergurte, Eisschrauben und noch mehr Zeug am Rucksack. Bin ich „Unterausgerüstet“? Es geht ja großteils über Gletscher. Spalten hatte ich auch beim letzten Versuch keine gesehen. Egal. Hurtig weiter. Die nächste Gruppe an der ich vorbeikomme seilt sich gerade an. Schauen mich komisch an. Äh? Die übertreiben mit der Sicherheit. Weiter geht’s. Mit den Schneeschuhe wählt man eine direktere Linie. Nach 4 Stunden stehe ich auf dem Grad zum Gipfel. Leider der falsche Grad. Von hier keine Möglichkeit auf den Gipfel zu kommen, zu mindest nicht für mich allein. Also wieder 200 Höhenmeter absteigen, zum Aufstieg über den Ostgrad. Die Schneeschuhe tausche ich gegen die Steigeisen ein. Die Sonne brennt. Schweißtreibend steil hinauf zum Gipfel. Es sind viele Leute hier oben, da die Zufallspitze von verschiedenen Hütten angegangen werden kann. Kurz hinauf zum Kreuz. Pause. Zurück über den flachen Langferner. Wie beneide ich die Skitourenfahrer, die jetzt an mir vorbei durch den Pulverschnee schwingen. Mit Schneeschuhen ist auch der Abstieg anstrengend. Heiß ist es. Durst. Die Beine und Füße schmerzen. Nach 6.5 Stunden und 1400 Höhenmetern bin ich wieder an der Martellhuette. Trinken. Duschen. Abendessen. Lust auf mehr! Was mache ich morgen?
Ein sonniger Tag ist vorhergesagt. die Cima Marmotta (Köllkoppe, 3330m) nehme ich mir vor. Von der Huette auf 20610m sind das etwas über 700 Höhenmeter. Der Abstieg dann direkt zum Parkplatz. Heute bin ich schon etwas früher dran. Um 07:15 geht’s los. Alleine suche ich mir den Weg. Die meisten anderen gehen wohl auf die Zufallspitze oder Cevedale. Eine lange Querung, dann eine steile Rampe hinauf zum Hohenferner. Hier biege ich „leider“ falsch ab und komme nicht and der Marmotta raus, sondern kurz unter der VeneziaSpitze (3385m) auf ein Joch. Auch schön. Abwärts über steile Hänge im Pulverschnee. Mit den Schneeschuhen in großen Schritten, fast schon gleitend. Weiter unten dann erst durch eisiges, felsiges und steiles Gelände, später durch Wald und schmale Wege bis zum Parkplat (2050m). Um 11:30 sitze ich in der langen Unterhose an mein Motorrad gelehnt und genieße eine Pause in der warmen Sonne. Klasse!
Um 13:00 mach ich mich auf die Heimreise. Mit kleinen Umwegen um noch ein paar Kurven fahren zu dürfen. Kurz vor der Auffahrt zum Reschenpass links weg nach Taufers in Richtung Schweiz. Druch das Val Müstair, über den Ofenpass (2149 m) nach Zernez. Dann über Scuol nach Landeck und Imst. Weiter über den Fernpass nach Reute. Am schönen Plansee entlang nach Ettal. Die letzten 70km dann flott über die Autobahn nach München.

Insgesamt war ich in den 4 Tagen fast 700 km, 9000 Höhenmeter über 4 Pässe auf dem Motorrad unterwegs. Mit den Schneeschuhen 10 Stunden, ca. 2200 Höhenmeter und 25km auf dem Berg.

Weitere Infos zur Tour
Alpenpässe – alpen-journal.de

Marteller Huette – martellerhuette.com
Zufall Huette – zufallhuette.com





Von Fu Bar