20190609_Bar-SMariaDiLeuca_Italy

Der Hafenmeister kommt erst um 09:00. Also gemütlich. Erst mal einen Kaffee in der Marina Bar.
Die Prozedur zum ausklarieren: Von der Marina mit dem Boot zum Zoll Pier. Dann zum Hafenmeister. Dann los.
Was eine Überfahrt. Gleich am Anfang setze ich den kleinen Gennaker. 7 Knoten Wind von schräg hinten macht über 6 Knoten Fahrt. Der Wind nimmt stätig zu bis 12-13 Knoten. Bei 8-10 Knoten Wind kommt die Rapide ins gleiten und rauscht mit 8-9 Knoten durchs Mittelmeer. Ab 10 Knoten Fahrt fängt es an zu vibrieren. Als ob die Kleine sich schüttelt. Wenn dann noch eine Welle kommt. Erst neigt sich der Bug nach unten ins Wellental. Dann schiebts an … 8.5, 9.5, 10.5, 11.2 Knoten. In Gleitfahrt machen auch die Wellen nicht mehr viel aus. Einfach drüber rauschen. Bis es dann doch mal eine größere wieder hoch geht. Die Spitze des Gennaker-Baums kratzt in die Welle, die Rapide wird gebremst, dreht leicht in den Wind, der Druck nimmt zu, der Bug ist fast unter Wasser. Rauf auf den Berg. Und drüben wieder runter rauschen. So geht das 5 Stunden bis schon fast die Sonne untergeht.

Der Wind lässt nach, aber die Wellen sind noch hoch. Ein mächtiges geschaukelt. Wird eine ungemütliche Nacht, wenn sich das nicht ändert. Gennaker oben lassen über Nacht? Jetzt geht gerade mal 5 Knoten Wind. Erst mal so weiter.
Ein wahnsinns Geschaukel. Der Gennaker flappt hin und her. Das Groß rüttelt das ganze Rigg durch. Das geht so nicht. Ich brauche mehr Druck im Segel. Was machen? Ich reffe das Groß, um mehr Wind ins Gennaker zu lassen. Bei dem Geschaukel ist das ein Balance Akt. Kein Spaß. Der Großbaum schlägt wild hin und her. Zweimal haue ich mir den Schädel an. Keine Verbesserung, funktioniert nicht (- ich meine das mit dem Schaukeln, nicht der Schädel). Ich mache noch einen Bullenstander and den Großbaum (abspannen des Baums nach vorne). Zumindest wird das nun ruhiger. Aber schaukeln tut alles noch wie verrückt. Groß kommt nun ganz runter und der Gennaker auch, dafür mit Motor mal probieren. OK. Viel besser. Jetzt ist schon kurz vor Mitternacht.

Nix los um mich rum. Niemand und kein Licht zu sehen. Wecker stellen und jetzt erst mal 20 Minuten hinlegen. Kurz wieder mal rausschauen. Noch mal 20 Minuten hinlegen. Rausschauen. Oh, 8-10 Knoten Wind. Mit Stirnlampe die Fock raus und das Groß im ersten Reff. So im Halbschlaf ist das eine Aufgabe. Stoße mir auch Füße, Kopf und Schultern an allem möglichen an. Jetzt wieder 6-8 Knoten Fahrt. Der Autopilot wird das schon regeln. 20 Minuten hinlegen. Uff. Das hat schon Vendée Globe feeling hier. Das Boot in Gleitfahrt, Gischt im Cockpit. In der Koje hört man das Wasser vorbei zischen und beim Einschlag in die nächste Welle schäppert’s und das Boot wird durchgerüttelt. Hoffentlich fällt nicht die Elektrik für den Autopiloten aus und hoffentlich ist nichts im Weg da draußen. Wieder mal ein Blick aus der Luke. Alles Gut. Noch mal hinlege für 20. Morgens um halb drei ist der Wind wieder fast weg. Das Schaukeln macht einen fertig. Groß wieder runter. Fock bleibt draußen und der Motor wieder an. Noch mal 20 in die Koje. Blick nach draußen. Oha. Ein Fischer ohne AIS. Der war mir vor 20 Minuten noch nicht aufgefallen und ist jetzt nicht weit weg, aber auch nicht in Treffer Nähe. Noch mal 20. Morgens um fünf frischt der Wind wieder auf. Motor aus. Groß hoch. 5-6 Knoten Fahrt. Das ist gut. Erst mal ein Müsli für den neuen Tag.

Der Wind dreht kontinuierlich, kommt immer mehr aus Nord. Ich muss aber mehr nach Süd. Mit meinen Segeln kann ich nicht platt vor dem Wind fahren. Was hilft? Ich muss schneller werden. Dann kommt der Wind mehr von vorne und ich kann weiter abfallen. Wie das geht? Den blauen Turbo hoch. Das Gennaker. Und zisch, 7-10 Knoten fahrt und ich kann locker noch mal 20 Grad abfallen. Das mit dem Speed, das ist eine neue Erfahrung. Auf der Rapide kommt der Wind einfach immer von vorne 😉

Kurz vor Italien, durchquere ich noch zwei Schifffahrtsstraßen. Große Tanker- und Container-Schiffe, Kreuzfahrschiffe fahren hier. Gut zu sehen, aber schnell. 3-4 mal so schnell wie ich. Schwer abzuschätzen ob ich nun vorne- oder hintenrum sollte. Bei einem Mega großen Frachter muss ich dann mal langsamer machen, den Gennaker runter, um nicht zu nahe zu kommen (mit Gennaker in Gleitfahrt sind die Richtungsänderungen eher eingeschränkt). Geht gut. Gennaker wieder rauf und wieder auf 8-9 Kn Speed.

Festland in Sicht! Juhu. Um ca. 10:30 habe ich die 24 Stunden durch. Ein ETAML von fast exakt 124 Meilen gesegelt (= Distanz in 24h). Das ist mit dem kleinen Boot recht zackig. Vendée Globe anmelden? 😉

Der Wind steht gut. Ich entschließe mich noch schnell 😉 weiter in den Süden zur „Ferse“ zu segeln. Sonnenschein, blauer Himmel, klares Wasser. Saußefahrt. Ach ist das schön.

So 10 Meilen vor Ankunft ist innerhalb von Sekunden der Wind von 10 Knoten auf 0 gefallen. Uff. So was hatte ich noch nicht erlebt. Dann wieder ein paar Sekunden später dreht der Wind komplett, kommt mir mit 2-3 Knoten genau entgegen. Hölle. Groß runter, Fock runter. Motor an, damit ich überhaupt steuern kann.

Kontinuierliche Winddreher. Ich habe kein Bock mehr mit Segel hoch-runter. Der Motor bleibt an. 2 Stunden zum Hafen „Porto Turistico S.Maria Di Leuca“. Segel einpacken, Fender raus, … ich bin klar zum anlegen und einschlafen.
Ein netter, kleiner Hafen. Das Waser Kristall klar. Die Luft warm. Anlegen. Noch kurz einchecken, das Boot klar machen, duschen und einschlafen. Ohne Wecker. (Die „Toute Sweet“ liegt genau hinter mir. Größenunterschiede kaum auszumache und im Preis ähnlich (TOUTE SWEET is a 2016, 36.50m Motor Yacht, sleeping 14, built by San Lorenzo for sale at 11 900 000 € EUR.)

Abends noch ein Spaziergang an der Strandpromenade. Nette Restaurants direkt am Wasser. Sandstrand. Karibikfeeling. Eine Pizza, Insalata Mista und eine Aperol Spritz. Die Anstrengungen der letzten Nacht sind schnell vergessen.

Jetzt bekam die „Toute Sweet“ noch Besuch. Drei sehr schicke mit bestimmt 10 großen Koffern. Die Köche sind dann gleich mal los maschiert um Essen zu besorgen. Sind wohl so um die 10 Leute Besatzung auf dem Boot.
Später wird auf dem Oberdeck diniert. Mit Kellner, laungiger Musik und so. Außen und unter Wasser die Beleuchtung an. Aller recht „unreal“.







Fleur Rapide

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Von Fu Bar