Brrrrrr. Die Luft ist noch frisch. Da will ich gar nicht aus der Koje. Hilft nix. Um 08:30 kommt der Kran. Heute geht’s auf die erste Tour der Saison.

Gestern hatten wir die Fleur ausgepackt. Die hat die Winterpause gut überstanden, alles in bester Ordnung. Schön schaut sie aus. Und auf’s Wasser will sie. Proviant einräumen. Segel anschlagen. Motor testen. Der Tag hält uns beschäftigt. Ein schöner Tag. T-Shirt und kurze Hose. Morgen soll es sehr Windig werden. Bora. Genau aus Ost. Genau von Triest. Wir wollen nach Triest. Auf dem Weg liegt Grado. Wenn’s nicht klappt dann übernachten wir dort. Montag, wenn wir zurück müssen, soll der Wind leider auch drehen, auf West, da wo wir dann hin müssen. Naja. Mal schaun wie’s kommt.

Der Kran ist da. Ruck-zuck ist die Fleur in der Luft und auf dem Weg zum Wasser. Der Wind auf der Adria ist schon gut zu spüren, pfeift um die Masten. Dieses Frühjahr hat die nördliche Adria wenig Wasser. Wir laufen bei mittlerem Wasserstand entgegen der kommenden Flut aus, unser neur Propeller meistert das gut.

Eine Stunde brauchen wir ungefähr vom Hafen durch die Kanäle der Lagune, gegen Wind und Strömung bis zur Adria. Vorher müssen wir den Autopiloten noch einrichten. Den hatte ich beim letzten Besuch zurück gesetzt um einen neuen Monitor einzubauen. Die Einrichtung des Autopiloten besteht aus zwei Schritten. Ein Teil wird an Land gemacht, der andere muß auf dem Wasser gemacht werden. Das kenne ich noch von der Fleur Rapide, da mußte ich achten fahren und andere Manaöver durchführen, damit der Autopiolt das Boot kennen lernt. Nun, das sollte hier auch so funktionieren. Knöpfchen gedrückt und der Autopilot übernimmt um ein paar Manöver zu fahren. In einer Rechtskurve knirscht es verdächtig am Ruder. Hm. Schnell den Autopiloten abgeschalten, aber das Ruder lässt sich nicht mehr zurück stellen. Wir sind gezwungen im engen Kreis zu fahren. Und das bei starkem Wind und in der flachen Lagune. Viel Platz ist nicht und wir müssen das Problem schnell lösen. Im ersten Schreck vermutete ich, dass etwas außen am Ruder verklemmt ist. Ein Seil oder Stück Treibholz vielleicht. Das wäre schlecht, und in das noch bitter kalte Adria Wasser springen nicht wirklich eine Option. Aber erst mal nach dem Autopiloten, der Mechanik schauen. Die ist gut versteckt in der Stauluke, weit im Boot. Um da hin zu kommen, muß ich erst mal alles aus der Luke räumen. Wir fahren immer noch im Kreis und die flachen Stellen kommen schnell näher. Das Zeug aus der Luke schmeiße ich irgendwohin. Kletter dann in die Luke und habe endlich das Gestänge vor mir. Da hat sich der Antrieb des Autopiloten überdreht und hat Teile einer Trennwand zerdrückt. Damit konnte ich die knirschenden Geräusche von vorhin zuordnen. Beruhigend, dass nicht mehr kaputt ist oder gar eine Loch im Boot. Das Gestänge muß ich nun vom Ruder entkoppeln, dann sollten wir zumindest wieder steuern können. Hurtig wieder aus der Luke, einen Blick nach draußen, wir fahren immer noch Kreise. Das wird eng. Schnell ins Boot und Werzeug besorgen. Schraubenschlüssen, Imbus, Zange, … und zurück in die Luke und an die Arbeit. Ein Bolzen muß rauß. Oben Imbus, unten 19er Schlüssel. Halb liegend und in dem kleinen Raum bekomme ich das Teil endlich los. Das Ruder bewegt sich wieder und wir können auf sicheren Kurs gehen. Der Puls beruhight sich wieder. Wir machen uns ans aufräumen und das Boot klar für Starkwind.

Für heute dann halt ohne Autopilot. Das zweite Reff im Groß und mit kleiner Fock machen wir uns auf nach Grado. Der Wind hat ordentlich Wellen aufgebaut. Tapfer kämpft sich die Fleur gegen den Wind. Und der Wind ist kühl. Zusammen mit der aufegwirbelten Gischt wird uns auch schnell kalt. Ich müß steuern und die Navigation im Auge behalten. Beatrice bediehnt die Segel. Kein einfacher Job bei dem Wind und den Wellen. Die erste Tour des Jahres hatten wir uns deutlich entspannter vorgestellt.

Nach 6 Stunden anstrengenden segelns, gegen 20-25kn Wind und steile Wellen, sind wir an der Einfahrt nach Grado, zur Marina Porto San Vito. Die nette, kleine Marina kennen wir von einem Besuch im letzten Jahr. Die Einfahrt ist etwas eng und dieses Jahr auch recht flach. Die Gezeitenströmung macht es nicht einfacher. Innen ist der Hafen einigermaßen Windgeschützt. Der Marinero winkt uns zum Liegeplatz. Anlegen. Angekommen.

Puh. Das war ein anstrengender, aufregender Tag. Das Ankommerbierchen und eine heiße Dusche sind fast schon Wellness.

Am nächsten Tag weht es immer noch stark. Wir beschließen noch einen Tag zu bleiben und Grado anzuschauen. Die italienische Adriaküste ist quasi ein langer Sandstrand. Der Wind wirbelt den feinen Sand auf. Der juckt in den Augen und es knirscht zwischen den Zähnen. Wir finden ein windgeschützes Eckchen bei einm kleinen Kaffee am Strand. Nett. Ein Kilometer weiter tummeln sich dann Kite-Surfer. Für die ist der starke Wind genau richtig. Im dicken Neopren trozen die der Kälte und saußen durchs Wasser. Unterhaltsam.

Montag dann schon wiedr zurück. Nach der Wettervorhersage wird es ab Nachmittag Flaute geben. Also früh los. Um 09:30 legen wir ab. Ebbe. Der Marinero meint wir können es probieren, aber es ist schon sehr flach in der Einfahrt. Langsam tasten wir uns aus dem Hafenn 3m, 2.5m, 2m, 1.6m, … uiuiui …1.5m … 1.7m, 2.5m, … puh. Das ging sich auf den Zentimeter aus. Freie Fahrt vorraus. Segel hoch und entlang der Küste. Der Wind weht mit gemütlichen 8-10kn. Blauer Himmel. Super. Erst als wir in die Laguna fahren lässt der Wind nach, schläft ein.


Tracking JOLIE FLEUR SY (MMSI: 211536980), at MarineTraffic


GPS Track:

Aprilia Maritima – Grado, 25nm, 6hGrado – Aprilia Maritima, 26nm, 7h


Von Fu Bar