„do is da Similaun, doa muaaas sueeden saan. I haab o aan koombaas doabaii, waan maas gnaua wiasen woan“

Eine schier ewig lange Anreise. Um 09:40 aus München, über Kufstein nach Innsbruck. Weiter nach Ötztal. Mit dem Postbus nach Sölden und von da weiter nach Vent. Von da erst mal knapp 2 km zu Fuß zum Startpunkt bei den Rofenhöfen. Dann, um 16:00 ging’s endlich los.

Erst leicht bergan, dann recht spannend durch die Rofenschlucht. Teils recht ausgesetzt bin ich froh noch in der Dämmerung durch zu sein. Noch ein kurzer Aufstieg zu Hütte und pünktlich zum Abendessen begrüßt mich der Hüttenwirt.Hilfe, ich versteh nix. Der Hüttenwirt redet an mich hin und bei mir kommen nur Töne ohne Sinn an. Nach dem wir das ganze mehrfach und etwas lauter wiederholt hatten, bekomme ich nun ein ruhiges Zimmer mit Halbpension.

Heute Fluchtkogel. 3500m. Vom Hochjoch Hospiz (2431m) sind das 1000 hm. Und oben wird die Luft dünn. Und genau so war’s. Dazu kam dann noch ein ordentlicher Sturm. Auf dem Kesselwandferner wurde der Wind auch noch ordentlich kalt. Ein, zwei mal hat’s mich direkt umgeblasen. Nach 3 Stunden wollte der Körper eine Pause, bei dem Sturm gab’s aber nur einen schnellen Schluck Wasser. Weiter, auf zum Gipfel.Die Abfahrt dann noch mal zackig. Naja, nicht die Abfahrt, aber der Anstieg über die Guslarspitze (3151m)mit noch mal 280 hm war recht kräftezehrend.Ein ordentlicher Tag mit zwei 3000ern und ca 1350 hm. Das Essen habe ich mir verdient heute.

Abendessen. Gegenüber der Bergführer mit einer Sechsergruppe Mädels. Was ein Gegackere. Am anderen Tisch vier lokale Skilehrer. „doa biast obi gruatschd wie a …“ und schon habe ich nichts mehr verstanden. Lauchsuppe, gefolgt von Lamm auf Brokkoli und einen Palatschinken zum Abschluss. Dazu wird die lokale Bierspezialität gereicht, ein Stiegel bei 16 Grad. Lecker. Nur Reis, bitte. Nur ganz wenig Lamm. Ach Gott , ist das viel. Die Mädels!

Heute war’s hart. Von 2450m auf den Weißkugel (3739m ). Ewig weit über den langen Hintereisferner. Zum Schluss noch zwei Steilstufen. Oben wird dann die Luft sehr dünn. Ein Kampf auf den letzten Metern. 20zig Schritte am Stück, mehr ging nicht. Aber das waren ja nur die ersten zwei Drittel der Tour. Vom Gipfel abfahren auf 2850m und wieder hoch über das Hintere-Eis-Joch (3150m). Eigene Spur legen kam auch noch dazu. Für die 200 hm ca. 2 Stunden gebraucht. Hat mich echt fertiggemacht. Oben am Joch war durch den Sturm der vergangenen Tage der Schnee weggeblasen. Anstatt einfach bis zur Hütte zu cruisen, die Ski erst mal eine 1/2 Stunde runter tragen. Um 16:00 fix und all auf der Schönen Aussicht Hütte (2846m). Bella Italia. Tiramisu und Cappuccino haben auf mich gewartet. Life’s Great – wenn der Schmerz nach lässt.

Desaster Day, aber Happy End. Angesagt war ein ganz entspannter Tag. Von der Schönen Aussicht rüber zur Similaunhütte. 500hm. Easy. Es sei denn man, also ich, erwischt das falsche Joch. Wunder schöner Blick vom Joch am Saykogel (ca. 3220m, jetzt von mir benannt als „Falsches Joch“) auf die Stelle, dem Hauslabjoch (3279m), an der ich hätte sein sollen. Wieder zurück, runter und wieder hoch. Dazu kam noch, dass ich schon den ganzen morgen kein Netz hatte, somit die Hütte nicht anrufen konnte und quasi auf gut Glück unterwegs war, nicht wissend, ob es einen Platz zum Schlafen gibt. Nun ja, nach den ich schon eine Stunde mit dem FalschenJoch war Eile angesagt. Den spannenden Anstieg zur Fineilspitze verkniff ich mir und ging schnurstracks zum Ötzi Fundort am Tisenjoch (3210m). Von dort weiter die Ski tragend den Wegmarkierungen folgend, den Direkttesten Weg zur Similaunhütte erahnend. Blöd, dass erahnen. Nach dem ich nun fast 150 hm abgestiegen bin, waren die Wegmarkierungen weg, das Gelände wurde ruppiger und keine andere Spur zu sehen, außer meiner. Der Blick auf die Karte. Mitten im Klettersteig bin ich. Blöd, blöd. Die Abfahrt über den steilen Westhang traue ich mich nicht. Also alles wieder zurück. Schon wieder ne Stunde weg. Zurück auf Start, Abfahrt über die Normalroute. Frustrierend. Endlich an der Similaunhütte (3019m) angekommen, Platz frei und die Hütte hat gerade den ersten Tag geöffnet. Was ein Glück. Vor allem nach dem ersten Weißbier und einer heißen Dusche – wohlgemerkt auf über 3000m!

Jetzt trudeln noch ein paar Franzosen ein. Und noch eine Gruppe Österreicher „do is da Similaun, doa muaaas sueeden saan. I haab o aan koombaas doabaii, waan maas gnaua wiasen woan“. Hilfe! Wo ist der Babelfish. „Boam Zahn buatzn haut’s dir schier die Zaan ausi. Dass grad no rinnd, so kalt is doas wasser“ und dann noch die Ossi Gruppe „einen Almdüdler, bitte“. Zeit zu schlafen, soag i!

Am Freitag dann von der Similaunhütte die kurzen 600 Höhenmeter hinauf zum Similaun (3606m), die letzten 100hm mit Steigeisen. Ein wunderbarer Rundblick! Abfahrt über den Niederjochferner, ein paar coole Schwünge durch den Powder ziehend, zur Martin-Busch-Hütte (2501m). Dort will ich mich am Abend mit Bine und Olli treffen, noch 2-3 Tage Touren zu gehen. Jetzt ist 11:30 und ich leg mich erst noch mal hin und genieße die Ruhe im Zimmer. Um 16:00 sind die Zwei dann auch schon da. Wir schnacken noch ein bisschen, ein kleines Bierchen. Müde gehen wir früh schlafen.

Die Hintere Schwärze (3628m, Cime Nere) ist unser Ziel. Über den recht zerklüfteten Marzellferner ist der Aufstieg abwechselungsreich, bietet spannende Blicke in Spalten und auf blaues Eis. Die letzten 200Hm über sehr verharschtes Gelände bis auf einen Absatz auf ca. 3500m. Von hier mit Steigeisen die restlichen Meter bis zum Gipfel. Es ziehen Wolken auf und es ist recht Windig. In den Nachbartälern ist die Sicht schon recht duster. Zügig machen wir uns auf die Abfahrt. Wir queren durch die Gletscherkluften und kommen an ein weites, freies Gelände mit traumhaftem Powder. Genau das is es, was Skitouren im Hochgebirge ausmachen. Wir surfen und cruisen. Schnee stiebt um uns. Bine macht noch einen Film. Smile ;-). Um 14:00 sind wir wieder an der Hütte, gönnen uns den Kaiserschmarrn.

Für übermorgen ist ein Wetterumschwung vorhergesagt. Wir planen die Tour auf den Similaun, entschließen uns aber im Aufstieg auf den Hauslabkogel (3403m) auszuweichen. Damit entgehen wir zum einen der langen Kolonne die in Richtung Similaun unterwegs ist, zum anderen ist der Aufstieg etwas kürzer und auf der Leeseite des Berges. Eine gute Entscheidung haben wir getroffen. Den Similaun sehen wir immer wieder in Wolken gehüllt und Windig, während wir in der warmen Sonne aufsteigen. Nur zum Ende hin, so ab 3100m, waren auch wir in Wolken gehüllt. Die Abfahrt durch feinsten Pulver konnte wir in den Wolken leider nicht genießen, zu sehr waren wir mit der schlechten Sicht und der Wegsuche beschäftigt. Ab 3000m dann aber wieder gute Sicht und toller Schnee. Eine empfehlenswerte Tour!


(click into image and use mouse to move panorama, + / – to zoom in / out)


    Tour Details

Dauer: 7 Tage (inkl. An/Abreise), ca. 30h Gehzeit
Distanz: 102.59km
Anstieg: 7605 Meter
Start/End Höhe: 1918 Meter
Maximum Höhe: 3669 Meter

    Gipfel & Übergänge:

Fluchtkogel (3500m)
Guslarspitze, mittlere (3128m)
Weißkugel / Palla Bianca (3739m)
Hinteres Eis Joch (3269m)
Falsches Joch (3220m)
Hauslabjoch (3279m)
Tisenjoch (3210m), Ötzi Fundstelle
Hintere Schwärze / Cime Nere (3628m)
Hauslabkogel (3403m)

    Hütten

Hochjoch Hospiz (2413m), info
Schöne Aussicht Hütte (2846m), info
Similaun Hütte (3019m), info
Martin-Busch-Hütte (2501m), info

    Tour Infos

oetztal.com
Ötztaler Klassik- Venter Skirunde
Karte: Kompass 042, Inneres Ötztal, 1:25000

[gcmap act=“159214946″ m_type=“terrain““ display=“basic_thumbnail“ show_slideshow_link=“0″ size=“120″ padding=“8″]





Von Fu Bar